Wie weiter auf der Straße?
Verkehrsabteilungsleiter Hartmut Reupke (links) stellte Mitgliedern des Pankower Wirtschaftskreises vor, was seine Verwaltung für Pankow plant. Ulf Sobeck vom Vorstand des Wirtschaftskreises moderierte die Veranstaltung.
Für viele Unternehmer ist eine gute Verkehrsanbindung an ihre Betriebe und Geschäfte immens wichtig. Deshalb ist für sie von besonderem Interesse, wie sich der Verkehr im Bezirk entwickelt.
Damit sie über aktuelle Planungen informiert sind, aber auch um Hinweise und Kritik anzubringen, lud der Wirtschaftskreis Berlin-Pankow den Leiter der Abteilung Verkehr in der Senatsverwaltung, Hartmut Reupke, ein.
Dass es vor allem im Osten des Bezirks erhebliche Probleme gibt, merkt jeder, der dort im Berufsverkehr im Stau oder in überfüllten Bussen oder Straßenbahnen steht. Hartmut Reupke, der seit drei Jahren die Verkehrsabteilung leitet, erklärte, dass seit Mitte der 1990er Jahre kaum in die Verkehrsinfrastruktur investiert worden ist. Berlin begann „zu sparen, bis es quietscht“, fasste er zusammen. Aber seit 2017 fährt der Senat eine andere Linie. Er stellt erhebliche Mittel für Investitionen in die Infrastruktur bereit. Das Problem sei allerdings, dass es zum einen am nötigen Planungsvorlauf für Infrastrukturvorhaben fehle, zum anderen habe die Verwaltung zu wenig Mitarbeiter, um die vielen nötigen Projekte rasch zu planen. „Hinzu kommt, dass Berlin rasch wächst. Wir haben hier eine ganz neue Dynamik“, sagte Reupke.
Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass in Pankow zwar etliches geplant ist. Aber so richtig spürbar werde sich die Verkehrssituation wohl erst in fünf, sechs Jahren verbessern. Entsprechende Maßnahmen seien im neuen Nahverkehrsplan verabschiedet worden. In diesem wird der Fokus vor allem auf den Ausbau des Schienenverkehrs gelegt.
Mehr Wagen je Zug
Um die Kapazität bei der S-Bahn zu erhöhen, werden auf der S2 nach und von Buch statt bisher sechs künftig acht Wagen und auf der S8 nach und von Blankenburg sechs statt vier Wagen je Zug eingesetzt. Weiterhin ist eine S-Bahnlinie von Buch nach Grünau geplant, die als S6 über Ostkreuz fahren soll. Außerdem soll die Linie S75 über Wartenberg bis zum neu entstehenden Turmbahnhof Karower Kreuz verlängert werden. Dort sollen künftig nicht nur S-Bahnen halten. Er soll auch zum Regionalbahnhof für die Region werden. Damit entscheidet sich der Senat gegen einen möglichen Regionalbahnhof Buch, der auch die ÖPNV-Anbindung des Biotech-Campus Buch verbessern würde. An dieser Entscheidung gibt es Kritik von dortigen Unternehmen und Akteuren sowie aus der Bezirkspolitik.
Des Weiteren ist geplant, den S-Bahn-Takt nach Bernau auf zehn Minuten zu verkürzen. Steffen Lochow vom Biotech-Campus Buch und der Unternehmer und CDU-Politiker Johannes Kraft wiesen darauf hin, dass die Deutsche Bahn dafür gleisseitig aber gar nicht die Voraussetzungen schafft. So wird die Brücke am Pölnitzweg nur mit einem S-Bahngleis gebaut. Hartmut Reupke gestand, dass das ärgerlich sei. Als das Land Berlin das zweite Gleis hätte bestellen können, wurde im Land noch auf Sparkurs gefahren und man verzichtete darauf. Aus heutiger Sicht sei das falsch gewesen. So ist zu befürchten, dass sich der Zehn-Minuten-Takt wohl auf viele Jahre nicht umsetzen lasse, kommentierte Steffen Lochow.
Keine U-Bahn für Pankow
Weitere Verkehrsbauvorhaben in Pankow sind die Verlängerung der Straßenbahnlinie M2 von Heinersdorf durch den Blankenburger Süden zum S-Bahnhof Blankenburg. Außerdem soll eine neue Straßenbahnverbindung vom Pasedagplatz in Weißensee über das geplante Wohngebiet Pankower Tor bis zum S- und U-Bahnhof Pankow gebaut werden. Dort sei man gerade dabei, die geeignete Streckenführung zu finden, berichtete Reupke. Bisher nicht geplant sei indes ein Ausbau von U-Bahnlinien in Pankow.
Was den Autoverkehr betrifft, liegt in seiner Verwaltung derzeit ein Fokus auf Blankenburg, sagte Hartmut Reupke. Viele Autofahrer und Anlieger sehen zum einen die Situation auf der engen Bahnhofstraße kritisch. Zum anderen sorge die Situation im Bereich der Doppelkreuzung Krugstege/ Bahnhofstraße und Heinersdorfer Straße/ Blankenburger Pflasterweg immer wieder für Staus. Man wisse um diese Probleme und arbeite an Lösungsvorschlägen.
Doch was gibt es für kurzfristige Ansätze, um die Verkehrssituation in Pankow zu verbessern? Vor allem das interessierte viele Unternehmer. Hartmut Reupke erklärte, dass man viele kleine Schritte gehen wird. Manche würden vielleicht gar nicht sofort wahrgenommen. So sind zum Beispiel auf den Straßenbahnlinien 12, M1 und M4 längere Züge im Einsatz. Damit können mehr Fahrgäste transportiert werden. Auf der M1 sei außerdem der Takt erhöht worden. Damit hat sich das Platzangebot auf der M1 in den zurückliegenden vier Jahren verdoppelt.
Damit die Pankower einen Überblick über geplante Verkehrsvorhaben im Osten des Bezirks erhalten, hat die Senatsverwaltung im Sommer eine Webseite freigeschaltet. Auf www.berlin.de/verkehr-pankower-osten/oepnv finden sich alle aktuellen Informationen zur Verkehrsplanung.
Weitere Informationen zum Wirtschaftskreis und zu nächsten Veranstaltungen unter www.wirtschaftskreis-pankow.de.